Europa rückt (noch) weiter nach rechts. Auch wenn sich nun all die Talk-Show Dauergäste mal wieder hinsichtlich ihrer Fassungslosigkeit gegenseitig überschlagen, banale Erklärungen diskutieren und Richard David Precht als „Experten“ befragen werden, so wusste doch so jemand wie Theodor W. Adorno bereits 1967 „daß der Rechtsradikalismus dadurch sich erklärt oder daß das Potential eines solchen Rechtsradikalismus, der damals ja eigentlich noch nicht sichtbar war, dadurch sich erklärt, daß die gesellschaftlichen Voraussetzungen des Faschismus nach wie vor fortbestehen. Ich möchte also davon ausgehen, meine Damen und Herren, daß die Voraussetzungen faschistischer Bewegungen trotz des Zusammenbruchs gesellschaftlich, wenn auch nicht unmittelbar politisch, nach wie vor fortbestehen. Dabei denke ich in erster Linie an die nach wie vor herrschende Konzentrationstendenz des Kapitals, die man zwar durch alle möglichen statistischen Künste aus der Welt wegrechnen kann, an der aber im Ernst kaum ein Zweifel ist. Diese Konzentrationstendenz bedeutet nach wie vor auf der anderen Seite die Möglichkeit der permanenten Deklassierung von Schichten, die ihrem subjektiven Klassenbewußtsein nach durchaus bürgerlich waren, die ihre Privilegien, ihren sozialen Status festhalten möchten und womöglich ihn verstärken.“ (Adorno 2019: 9f.)
Wir sind mal wieder nicht schockiert. Eine solche Reaktion setzte voraus, dass die Ergebnisse auch nur ein klein wenig überraschend gewesen wären. Das waren sie aber nicht. Der einzige Skandal unserer Zeit ist der, dass nichts mehr ein Skandal ist. In dieser Situation wäre ein Rückfall in die bekannten Routinen, nämlich die „öffentliche Anprangerung des Skandals […] eine Huldigung an das Gesetz.“ (Baudrillard 1978: 26)
Als AkJ ist es uns folglich ein Anliegen den Skandal endlich wieder zu einem zu machen. Faschos in Parlamenten, Obdachlose die erfrieren, Menschen die im Mittelmeer ertrinken während Milliardäre zum Mond fliegen. Ach ja, die ökologischen Grundlagen werden währenddessen auch noch zerstört. Vielleicht hilft ja ein Anstieg der Globaltemperatur gegen die grassierende bürgerliche Kälte.
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